Greven: „… ‚Man kann furchtbar billig leben, wenn man reich ist.’ Die Autorin dieses feinsinnig hintergründigen Spruches kennen wohl nur wenige Literaturfreunde, obwohl Irmgard Keun zu den wohl bedeutendsten deutschen Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts zählt. Ihrem Leben und Werk galt die Lesung von Anna Barbara Hagin und Heike Beutel... Anlässlich des Internationalen Frauentages war dies eine qualitativ besonders hochwertige Veranstaltung, leider war beiden Rezitatorinnen kein sehr großes Publikum beschieden. Aber dies hinderte sie nicht, sie lasen und sprachen mit ungebrochener Intensität, erzählten mit bildhafter Sprache vom Leben und Werk dieser während der Nationalsozialistischen Schreckensherrschaft verbotenen Schriftstellerin. Im Emons Verlag Köln ist das mittlerweile zum Standardwerk über Irmgard Kein avancierte Buch von Anna Barbara Hagin und Heike Beutel erschienen, so dass sich Kompetenz und Lesekunst an diesem Abend eindrucksvoll kombinierten.
Und so facettenreich wie ihr Leben gestaltete sich auch die Lesung, wurde zu einer Bereicherung der eigenen Erfahrungswelt. Wie sensibel und gleichzeitig genau Irmgard Keun das Leben der kleinen Leute portraitierte, zeigten beide Rezitatorinnen in den Auszügen aus dem Roman „Das Mädchen, mit dem die Kinder nicht verkehren durften“ und Passagen aus den „Briefen der inneren Emigration“. Solch feinsinniger Umgang mit Sprache wie beim Werk von Irmgard Keun ist schon beachtlich, zeigte sich ein tiefer Einblick in die Vorstellungswelt dieser großartigen Frau.
... Die Annäherung der sympathischen Rezitatorinnen und Autorinnen war in ihrer Art genauso farbig und abwechslungsreich wie das Leben der Protagonistin selber.
Als Bereicherung der vielen Veranstaltungen zum Internationalen Frauentag hat diese Lesung in der Stadtbibliothek unter dem Titel „Einmal ist genug“ tiefe Eindrücke hinterlassen. Nicht als Beispiel rein feministischer Literatur, es gibt ja auch in diesem Bereich unabhängige Werte, die alle Grenzen überschreiten..."
(Axel Engels)